Bemerkenswert (Adjektiv):
beachtlich, bedeutend; Aufmerksamkeit, Beachtung verdienend
„Ich bin bemerkenswert, weil …” – Warum ist es so schwer für so viele unter uns, diesen Satz zu beenden?
Was meinst du: Was hält dich davon ab, deine Leistungen anzuerkennen, die Bereiche, in denen du gut bist, besonders?
Und wer oder was hat dein Denken so geprägt, dass du dein Licht unter den Scheffel stellst? Erkennst du diese Stimme, die du in deinem Inneren hörst? Wem gehört sie? Ich vermute, du kannst diese innere Stimme mit etwas in Verbindung bringen, das ein Elternteil oder ein Familienmitglied zu dir als Kind gesagt hat. Es kann aber auch ein Lehrer gewesen sein, oder eine KollegIn im Lauf deiner Karriere.
Und was passiert, wenn du etwas Großes vorhast? Schrillt dann deine innere kritische Stimme: „Für wen hält sie sich eigentlich? Wer glaubt sie, wer sie ist!?“ Erzählt sie dir, du seist einfach nicht gut in diesen Themenbereichen, du könntest die doch gar nicht? Oder erzählt sie dir, du seist einfach nicht genug: Nicht klug genug, stark genug – manchmal aber auch nicht hübsch genug, schlank genug, um dieses große Thema anzugehen….?! Manchmal kann sie dir sogar erzählen, du seist „einfach noch nicht so weit“ und dich auf später vertrösten. Diese innere Kritik kann sich in vielen Facetten zeigen.
Stell‘ dir vor, es wäre gar nicht so schwer, diese innere kritische Stimme in ihre Schranken zu weisen.
Stell dir vor, sie würde verstummen. Was wäre dir möglich, wenn du diese innere Stimme, diese starken inneren Grenzen, die manchmal schon fast Gefängnissen gleichen – wenn du diese selbstbegrenzenden Faktoren nicht hättest, die dich davon abhalten, deine Erfolge mit anderen zu teilen? Andere darauf aufmerksam zu machen, was du alles leistest und kannst?
Es gibt diverse Forschungsprojekte, die gezeigt haben, dass diejenigen befördert werden, die die Werbetrommel für sich rühren, die „Selfpromotion“ betreiben. Diejenigen, die ihre Leistungen ausdrücken, die sie feiern und so verstärken, diese Menschen werden an ihren Arbeitsplätzen gesehen, gehört und anerkannt. Sie treten ins Rampenlicht. Wer sich dagegen scheut, seine Leistungen laut auszudrücken, der oder die bleibt im Schatten, im Verborgenen.
Weiter zeigen diese Untersuchungen, dass einige soziale Gruppen eher dazu neigen, Eigenlob zu betreiben – ihre Leistungen und sich herauszustellen. Aber dies ist keine Fähigkeit, mit der wir geboren werden oder nicht.
Selfpromotion ist keine angeborene Eigenschaft, sondern eine Fähigkeit, die erlernt werden kann.
Eine Fähigkeit, die wir entwickeln, üben und perfektionieren müssen.
Denn die Forschung zeigt auch, dass Personen aus sogenannten unterrepräsentierten Gruppen deutlich weniger dazu neigen, Werbung „in eigener Sache“ zu machen. Warum ist das so?
Ich glaube, das liegt daran, dass sie/wir konditioniert wurden, Selfpromotion als negativ zu sehen: „Eigenlob stinkt!“. Eigenlob kann zu harschen Urteilen und Kritik durch andere führen. Wenn so ein Feedback nicht als Kritik erkannt wird und stattdessen als „die Wahrheit“ angenommen wird, kann es unsere innere kritische Stimme weiter befeuern. Und so halten wir uns zurück, gelähmt vor Angst.
Wir alle erleben das Imposter-Syndrom, das Hochstapler-Syndrom: Wir haben Angst davor, dass die Menschen um uns herum erkennen, dass wir Betrüger sind. Das Hochstapler-Syndrom ist ein Gefühl von massiven Selbstzweifeln bezüglich der eigenen beruflichen Leistung. Wir glauben dann, dass unser Beitrag, unsere Leistung eigentlich nichts wert sei, dass unsere Ideen es nicht verdienen, gehört zu werden, dass wir uns das Recht nicht verdient haben, „mit am Tisch“ zu sitzen und unsere Meinung zu sagen.
So sind wir konditioniert zu denken. Fast mag man meinen, dass wir in unserem Aufwachsen, in unserer Kultur, in unserer Gesellschaft nahezu einer Gehirnwäsche unterzogen wurden, damit wir demütig und bescheiden sind und auch so agieren – und dass es unanständig sei, unsere Leistungen, unsere Erfolge wirklich für uns zu beanspruchen und das auch lauthals zu verkünden, wie gut und erfolgreich wir waren und uns dafür zu feiern.
Heute wissen wir, dass es gesellschaftliche, strukturelle und systemische Barrieren gibt, die als Hindernisse auf den Wegen der Einzelnen wirken.
Frauen, Angehörige anderer Ethnien und Kulturen, LGTB-Personen müssen härter arbeiten, um Karrierebarrieren in den Unternehmen, in der Gesellschaft zu durchbrechen. Daher frage ich: Müssen wir uns dabei wirklich auch noch selbst im Weg stehen? Und müssen wir uns wirklich auch noch anderen in den Weg stellen? Denn um ganz ehrlich zu sein: Wir alle sind Teil des Problems. Wir verhalten uns abwertend und überkritisch gegenüber KollegInnen, die sich selbst vermarkten und ihre Leistungen herausstellen. Die klar benennen, worin sie gut sind und ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Ihr Fortschritt bringt die schlimmsten Seiten in uns ans Licht! Eigenlob und das Herausstellen der Leistungen bei anderen kann bei uns Neid, Groll, Eifersucht und Sticheleien hervorrufen.
Auch hier zeigt die Forschung klar auf, dass es Vorurteile in nahezu allen Gesellschaften in Bezug auf Selfpromotion und Eigenlob gibt. Dabei wird Eigenlob und Eigenwerbung oft negativ mit Angeberei oder Selbstbeweihräucherung verbunden. Und ja: Sie triggert etwas in uns, besonders wenn wir merken, dass es nicht authentisch ist. Manchmal schämen wir uns richtiggehend innerlich.
Achtung, auf eine Sache muss ich dich hinweisen, wenn du eine Frau bist.
Vielleicht hast du es schon selbst einmal an dir beobachtet, die Forschung hat auf jeden Fall auch nachgewiesen: Wenn du eine Frau bist, die ihre Leistungen klar benennt und sich selbst als Leistungsträgerin darstellt, wirst du weniger wohlwollend von deiner Umgebung wahrgenommen werden. Wenn du eine Frau bist, die sich selbst vermarktet, wirst du als weniger sympathisch wahrgenommen als z.B. ein männlicher Kollege. Und wenn du eine Frau bist, dann wirst du dich selbst für weniger kompetent halten. Das ist ein echter Hammer: Wir sind im Grunde genommen unsere eigenen schlimmsten Feinde, da Urteil und Kritik sowohl intern als auch extern kommen können.
Die Angst vor dem Scheitern und die Angst, beurteilt zu werden, hält uns davon ab, uns in Situationen zu begeben, in denen dies passieren könnte.
Vielleicht ist dir schon mal etwas ähnliches aufgefallen, vielleicht sogar bei dir? Wenn ein Mann und eine Frau sich eine Stellenanzeige anschauen, und sie sind beide für diese Position qualifiziert. Beide haben die gleiche Erfahrung, Expertise und Qualifikation. Dann wird der Mann mit großer Wahrscheinlichkeit sehen, dass er 6 von 10 der Anforderungen erfüllt, also bewirbt er sich. Die Frau sieht, dass sie die Anforderungen nicht zu 100 % erfüllen kann, also bewirbt sie sich nicht. Frauen sind oftmals weniger selbstbewusst sind als Männer – aber Selbstvertrauen ist genauso wichtig ist wie Kompetenz, um erfolgreich zu sein. Diese Lücke im Selbstvertrauen hindert uns, die Kluft in der Gleichberechtigung zu überwinden und sie verstärkt die Lohnlücke, das Verdienstgefälle, zwischen Männern und Frauen. Am Ende haben wir es mit einem Kreislauf zu tun – Frauen empfinden aufgrund ihrer Karrieren und geringeren Gehälter nicht das nötige Selbstvertrauen. Und der Zyklus startet erneut.
Frauen fallen damit immer weiter zurück. Im Kontext der Pandemie haben die Karrieren und das Selbstvertrauen von Frauen einen großen Rückschlag erlitten. Deshalb müssen wir jetzt mehr denn je daran arbeiten, dass wir unsere Leistungen herausstellen und sichtbar machen!
Eigenlob, das auf Tatsachen basiert, „stinkt nicht“ – es ist Leistung, die du gezeigt hast, und auf die du stolz sein kannst.
Werbung in eigener Sache ist eine Fähigkeit, die wir trainieren müssen, sie ist etwas, das wir üben müssen, bewusst, damit es sich natürlicher anfühlt. Bei der Promotion unserer eigenen Leistungen geht es darum, dass wir unsere Komfortzone verlassen.
Aber wer sind unsere Vorbilder in Sachen Eigenwerbung? Von wem können wir diese dringend benötigten Fähigkeiten lernen?
In den #IamRemarakable-Workshops kämpfen wir gemeinsam darum, Personen in unserem beruflichen oder persönlichen Umfeld zu identifizieren, die sich auf authentische Weise selbst darstellen, indem sie das auf eine absolut integre Weise tun, indem sie natürlich sind und uns nicht aufregen.
Michelle Obama wurde zum Beispiel als Führungspersönlichkeit benannt, die die Fähigkeit der Eigenwerbung verkörpert und sie gut einsetzt.
Meine Vorbilder wären 3 Frauen, die ich wirklich gut kenne. Da sind Katharina Lewald und Susan Hyatt, beide Coaches von mir. Beide Frauen sind sehr unterschiedlich: Katharina seit vielen Jahren megaerfolgreich in Deutschland, dabei aber ruhig und bodenständig. Susan ist ein Garant für Stimmung, sie ist laut, sie ist lustig, sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Beide inspirieren die Menschen mit ihrer Persönlichkeit, sie teilen ihre Erlebnisse und Erfolge auf eine authentische und unnachahmliche Art. Menschen folgen ihnen, sie investieren in sie, sie glauben ihnen und sie möchten, dass sie erfolgreich sind, da sie authentisch sind. Mein drittes Vorbild aus meinem privaten Umfeld ist meine Mutter Helga. Sie hat 4 Kindern das Leben geschenkt, seit ihrem 16 Lebensjahr arbeitet sie und sie hat sich – trotz widrigster Umstände nach dem Krieg und vieler Schicksalsschläge in ihrem Leben – selbst erfunden, sich immer wieder aufgerappelt und selbst motiviert. Sie in ihrem Leben viel erreicht und ist nach wie vor sehr erfolgreich mit der Vermietung von Ferienwohnungen. Im Alter von 70 Jahren hat sie dazu z.B. den Buchungsprozess komplett digitalisiert. Wenn sie jetzt so da sitzt, mit ihrem iPhone und dem iPad, dann ist sie eine echte Inspiration. Und es gibt einen Leitspruch, den meine Mutter stets verwendet: „Ich sag mal so: Das habe ich richtig gut gemacht!“.
Was können wir von Frauen wie diesen als Vorbildern lernen? Ich habe 10 Tipps für dich zusammengestellt, wie du dein Selbstbewusstsein und deine Eigenwerbung stärken kannst, so dass du bereit bist für die nächsten großen Schritte in deinem Business, in deiner Karriere oder einfach, um selbstbewusster und mit mehr Spaß durch dein Leben zu gehen! Lies weiter unten weiter!
Hier sind 10 Tipps zur Entwicklung deiner eigenen Werkzeuge für mehr Selbstpromotion:
- Frage dich: Wer sind deine (weiblichen) Vorbilder in Sachen Werbung in eigener Sache? Wer fällt dir ein? Was beobachtest du? Was schätzt du an ihnen? Was könntest du übernehmen?
- Führe ein Tagebuch. Es kann darin um Dinge gehen, die du wertschätzt, für die du dankbar bist, oder eine Liste sein, warum du bemerkenswert bist. Das regelmäßige Aufschreiben hilft dir, jede Leistung, jeden Meilenstein, und mögen sie auch klein sein, zu verarbeiten und festzuhalten.
- Übe es, laut über deine Leistungen und Erfolge zu sprechen. Vielleicht fängst du vor dem Spiegel an und hörst auf deine Stimme, beobachtest dein Gesicht. Denn wenn du es dir nicht glaubst, wird es auch sonst niemand tun, also übe, mit Überzeugung darüber zu sprechen.
- Erstelle eine tägliche Affirmation oder ein tägliches Mantra, um dich daran zu erinnern, wie bemerkenswert du bist.
- Sprich über deine Leistungen und Erfolge. Erzähle deinem Partner, deiner Partnerin, deinen FreundInnen und deiner Familie, deinen Kollegen davon, damit sie dir helfen können, deine Leistungen anzuerkennen und damit sie dich auch an jeden (Etappen-)Sieg erinnern, den du errungen hast.
- Teile deine Erfolge und Leistungen schriftlich mit der beruflichen Welt: Aktualisiere deinen Lebenslauf, füge deine Erfolge und Leistungen zu deinen Jobprofilen bei XING und/oder LinkedIn hinzu.
- Nutze dein Netzwerk und baue es weiter aus. Vernetze dich mit diesen Menschen auf XING und / oder LinkedIn. Lasse dir Empfehlungen schreiben und auch Kenntnisse bestätigen, wie es ist, mit dir zu arbeiten, um deine Erfolge auch hier zu verstärken. Nutze selbst die Macht der Empfehlung und unterstütze andere auf ihrem Weg.
- Bilde ein Team mit einer Person deines Vertrauens im Job und wende die sogenannte „Shine-Theorie“* in Meetings an, um euch gegenseitig ins rechte Licht zu rücken, z. B. in Meetings.
- Höre zu, ohne zu urteilen, und feiere die Leistungen von anderen. Sei ein Vorbild dafür, wie man auf natürliche und authentische Weise erfolgreich und stolz sein kann.
- Frage dich selbst und andere: „Warum bist ich bemerkenswert?“ Beantworte dies für deine Freundinnen, sprich mit ihnen darüber.
Wir sind alle bemerkenswerte Personen, aber wir müssen uns selbst und andere regelmäßig daran erinnern.
In den letzten 2 Jahren der Pandemie haben wir individuell und gemeinsam so viel erreicht, wir sind gewachsen und haben unsere Komfortzonen verlassen, wir haben uns Herausforderungen gestellt und Chancen ergriffen. Ich möchte dich ermutigen, eine Liste mit Dingen zu erstellen, an die du dich erinnern möchtest und die du feiern solltest, wenn du auf diese verrückte Zeit zurückblickst. Verinnerliche, was du alles erreicht hast in dieser Zeit, was du Neues gelernt hast, was du über dich gelernt hast in diesem absoluten Ausnahmezustand. Denn wir kehren jetzt zurück in eine neue „Normalität“ (falls man aktuell davon sprechen kann), und schon bald wird es uns alles nicht mehr wichtig erscheinen.
Ich bin bemerkenswert, weil… ich seit fast 20 Jahren keinen Alkohol mehr trinken muss.
Ich bin bemerkenswert, weil… ich seit mehr als 12 Jahren erfolgreich in meinem Traumjob als Coach arbeite – in einem Job, wo jeder immer als erstes fragt: „Kann man davon leben?“.
Ich bin bemerkenswert, weil … ich nach einem Burnout nicht zugelassen habe, dass mein Scheitern, meine Stressgrenzen mich definieren.
Ich bin bemerkenswert, weil… ich den Lockdown als Mutter und Selbständige mental überlebt habe. Auch wenn ich an manchen Tagen zwischen Homeschooling und Arbeit gedacht habe, ich schaff das nicht.
Ich bin bemerkenswert, weil… ich immer wieder Dinge tue außerhalb meiner Komfortzone: Ich habe Höhenangst, und gehe trotzdem regelmäßig klettern. Einfach, weil es mir Spaß macht.
Ich bin bemerkenswert, weil … ich gelernt habe, mich selbst zu lieben – mit allen Fehlern. Mit allen Unzulänglichkeiten. Mit allen wunderbaren Eigenschaften, die ich habe.
Wenn eine dieser Aussagen dich veranlasst hat, zu denken: „Sie ist so eine Angeberin“, oder mich als unsympathisch zu beurteilen, sagt das mehr über dich aus als über mich. Das ist ok, du kannst das so sehen. Aber ich gebe nicht an, ich prahle nicht, ich sage nur die Wahrheit.
“Be genuine. Be remarkable. Be worth connecting with”.
Seth Godin
Ich weiß, dass ich authentisch, bemerkenswert und eine Verbindung wert bin. Ich glaube das.
Wenn das für dich nicht so sein sollte, dann ist das ok für mich. Die einzige Person, die ich beeindrucken muss, mit der ich glücklich sein und von der ich gemocht werden muss, die bin ich selbst.
Wir befinden uns auf einer Reise zu uns selbst, während wir unsere eigenen Glaubenssätze erforschen. Es ist ein Prozess, den wir gemeinsam lernen können, wenn wir entdecken, dass es viele Dinge in unserem Leben gibt, die es wert sind, gefeiert zu werden, und wenn wir erkennen, dass wir viel mehr erreicht haben, als wir uns selbst zugetraut haben. Und wenn wir erkennen, dass wir die einzige Person sind, mit der wir konkurrieren oder uns vergleichen sollten. Wir selbst, nicht die anderen. Wir mit der Person, die wir einmal waren.
Wir sind alle bemerkenswert, wir alle verdienen Aufmerksamkeit, wir müssen uns nur immer wieder daran erinnern!
Alles Liebe,
Deine Sandra
Informiere dich hier über die Initiative #IamRemarkable von Google. Es lohnt sich.
*Ann Friedman hat die Shine-Theorie entwickelt. Es geht darum, dass Frauen sehr viel mehr davon profitieren, wenn sie sich gegenseitig unterstützen, als um Anerkennung, Lob und Erfolge zu wetteifern. Statt erfolgreiche oder einflussreiche Frauen als Konkurrenz zu sehen, sollten Frauen sich lieber mit diesen zusammentun – zum Vorteil aller. „Dich selbst mit den besten Leuten zu umgeben lässt dich im Vergleich nicht schlechter aussehen. Es macht dich besser. Selbstbewusstsein ist ansteckend“, so Friedman.
Bemerkenswert (Adjektiv):
beachtlich, bedeutend; Aufmerksamkeit, Beachtung verdienend
„Ich bin bemerkenswert, weil …” – Warum ist es so schwer für so viele unter uns, diesen Satz zu beenden?
Was meinst du: Was hält dich davon ab, deine Leistungen anzuerkennen, die Bereiche, in denen du gut bist, besonders?
Und wer oder was hat dein Denken so geprägt, dass du dein Licht unter den Scheffel stellst? Erkennst du diese Stimme, die du in deinem Inneren hörst? Wem gehört sie? Ich vermute, du kannst diese innere Stimme mit etwas in Verbindung bringen, das ein Elternteil oder ein Familienmitglied zu dir als Kind gesagt hat. Es kann aber auch ein Lehrer gewesen sein, oder eine KollegIn im Lauf deiner Karriere.
Und was passiert, wenn du etwas Großes vorhast? Schrillt dann deine innere kritische Stimme: „Für wen hält sie sich eigentlich? Wer glaubt sie, wer sie ist!?“ Erzählt sie dir, du seist einfach nicht gut in diesen Themenbereichen, du könntest die doch gar nicht? Oder erzählt sie dir, du seist einfach nicht genug: Nicht klug genug, stark genug – manchmal aber auch nicht hübsch genug, schlank genug, um dieses große Thema anzugehen….?! Manchmal kann sie dir sogar erzählen, du seist „einfach noch nicht so weit“ und dich auf später vertrösten. Diese innere Kritik kann sich in vielen Facetten zeigen.
Stell‘ dir vor, es wäre gar nicht so schwer, diese innere kritische Stimme in ihre Schranken zu weisen.
Stell dir vor, sie würde verstummen. Was wäre dir möglich, wenn du diese innere Stimme, diese starken inneren Grenzen, die manchmal schon fast Gefängnissen gleichen – wenn du diese selbstbegrenzenden Faktoren nicht hättest, die dich davon abhalten, deine Erfolge mit anderen zu teilen? Andere darauf aufmerksam zu machen, was du alles leistest und kannst?
Es gibt diverse Forschungsprojekte, die gezeigt haben, dass diejenigen befördert werden, die die Werbetrommel für sich rühren, die „Selfpromotion“ betreiben. Diejenigen, die ihre Leistungen ausdrücken, die sie feiern und so verstärken, diese Menschen werden an ihren Arbeitsplätzen gesehen, gehört und anerkannt. Sie treten ins Rampenlicht. Wer sich dagegen scheut, seine Leistungen laut auszudrücken, der oder die bleibt im Schatten, im Verborgenen.
Weiter zeigen diese Untersuchungen, dass einige soziale Gruppen eher dazu neigen, Eigenlob zu betreiben – ihre Leistungen und sich herauszustellen. Aber dies ist keine Fähigkeit, mit der wir geboren werden oder nicht.
Selfpromotion ist keine angeborene Eigenschaft, sondern eine Fähigkeit, die erlernt werden kann.
Eine Fähigkeit, die wir entwickeln, üben und perfektionieren müssen.
Denn die Forschung zeigt auch, dass Personen aus sogenannten unterrepräsentierten Gruppen deutlich weniger dazu neigen, Werbung „in eigener Sache“ zu machen. Warum ist das so?
Ich glaube, das liegt daran, dass sie/wir konditioniert wurden, Selfpromotion als negativ zu sehen: „Eigenlob stinkt!“. Eigenlob kann zu harschen Urteilen und Kritik durch andere führen. Wenn so ein Feedback nicht als Kritik erkannt wird und stattdessen als „die Wahrheit“ angenommen wird, kann es unsere innere kritische Stimme weiter befeuern. Und so halten wir uns zurück, gelähmt vor Angst.
Wir alle erleben das Imposter-Syndrom, das Hochstapler Syndrom: Wir haben Angst davor, dass die Menschen um uns herum erkennen, dass wir Betrüger sind. Das Hochstapler-Syndrom ist ein Gefühl von massiven Selbstzweifeln bezüglich der eigenen beruflichen Leistung. Wir glauben dann, dass unser Beitrag, unsere Leistung eigentlich nichts wert sei, dass unsere Ideen es nicht verdienen, gehört zu werden, dass wir uns das Recht nicht verdient haben, „mit am Tisch“ zu sitzen und unsere Meinung zu sagen.
So sind wir konditioniert zu denken. Fast mag man meinen, dass wir in unserem Aufwachsen, in unserer Kultur, in unserer Gesellschaft nahezu einer Gehirnwäsche unterzogen wurden, damit wir demütig und bescheiden sind und auch so agieren – und dass es unanständig sei, unsere Leistungen, unsere Erfolge wirklich für uns zu beanspruchen und das auch lauthals zu verkünden, wie gut und erfolgreich wir waren und uns dafür zu feiern.
Heute wissen wir, dass es gesellschaftliche, strukturelle und systemische Barrieren gibt, die als Hindernisse auf den Wegen der Einzelnen wirken.
Frauen, Angehörige anderer Ethnien und Kulturen, LGTB-Personen müssen härter arbeiten, um Karrierebarrieren in den Unternehmen, in der Gesellschaft zu durchbrechen. Daher frage ich: Müssen wir uns dabei wirklich auch noch selbst im Weg stehen? Und müssen wir uns wirklich auch noch anderen in den Weg stellen? Denn um ganz ehrlich zu sein: Wir alle sind Teil des Problems. Wir verhalten uns abwertend und überkritisch gegenüber KollegInnen, die sich selbst vermarkten und ihre Leistungen herausstellen. Die klar benennen, worin sie gut sind und ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Ihr Fortschritt bringt die schlimmsten Seiten in uns ans Licht! Eigenlob und das Herausstellen der Leistungen bei anderen kann bei uns Neid, Groll, Eifersucht und Sticheleien hervorrufen.
Auch hier zeigt die Forschung klar auf, dass es Vorurteile in nahezu allen Gesellschaften in Bezug auf Selfpromotion und Eigenlob gibt. Dabei wird Eigenlob und Eigenwerbung oft negativ mit Angeberei oder Selbstbeweihräucherung verbunden. Und ja: Sie triggert etwas in uns, besonders wenn wir merken, dass es nicht authentisch ist. Manchmal schämen wir uns richtiggehend innerlich.
Achtung, auf eine Sache muss ich dich hinweisen, wenn du eine Frau bist.
Vielleicht hast du es schon selbst einmal an dir beobachtet, die Forschung hat auf jeden Fall auch nachgewiesen: Wenn du eine Frau bist, die ihre Leistungen klar benennt und sich selbst als Leistungsträgerin darstellt, wirst du weniger wohlwollend von deiner Umgebung wahrgenommen werden. Wenn du eine Frau bist, die sich selbst vermarktet, wirst du als weniger sympathisch wahrgenommen als z.B. ein männlicher Kollege. Und wenn du eine Frau bist, dann wirst du dich selbst für weniger kompetent halten. Das ist ein echter Hammer: Wir sind im Grunde genommen unsere eigenen schlimmsten Feinde, da Urteil und Kritik sowohl intern als auch extern kommen können.
Die Angst vor dem Scheitern und die Angst, beurteilt zu werden, hält uns davon ab, uns in Situationen zu begeben, in denen dies passieren könnte.
Vielleicht ist dir schon mal etwas ähnliches aufgefallen, vielleicht sogar bei dir? Wenn ein Mann und eine Frau sich eine Stellenanzeige anschauen, und sie sind beide für diese Position qualifiziert. Beide haben die gleiche Erfahrung, Expertise und Qualifikation. Dann wird der Mann mit großer Wahrscheinlichkeit sehen, dass er 6 von 10 der Anforderungen erfüllt, also bewirbt er sich. Die Frau sieht, dass sie die Anforderungen nicht zu 100 % erfüllen kann, also bewirbt sie sich nicht. Frauen sind oftmals weniger selbstbewusst sind als Männer – aber Selbstvertrauen ist genauso wichtig ist wie Kompetenz, um erfolgreich zu sein. Diese Lücke im Selbstvertrauen hindert uns, die Kluft in der Gleichberechtigung zu überwinden und sie verstärkt die Lohnlücke, das Verdienstgefälle, zwischen Männern und Frauen. Am Ende haben wir es mit einem Kreislauf zu tun – Frauen empfinden aufgrund ihrer Karrieren und geringeren Gehälter nicht das nötige Selbstvertrauen. Und der Zyklus startet erneut.
Frauen fallen damit immer weiter zurück. Im Kontext der Pandemie haben die Karrieren und das Selbstvertrauen von Frauen einen großen Rückschlag erlitten. Deshalb müssen wir jetzt mehr denn je daran arbeiten, dass wir unsere Leistungen herausstellen und sichtbar machen!
Eigenlob, das auf Tatsachen basiert, „stinkt nicht“ – es ist Leistung, die du gezeigt hast, und auf die du stolz sein kannst.
Werbung in eigener Sache ist eine Fähigkeit, die wir trainieren müssen, sie ist etwas, das wir üben müssen, bewusst, damit es sich natürlicher anfühlt. Bei der Promotion unserer eigenen Leistungen geht es darum, dass wir unsere Komfortzone verlassen.
Aber wer sind unsere Vorbilder in Sachen Eigenwerbung? Von wem können wir diese dringend benötigten Fähigkeiten lernen?
In den #IamRemarakable-Workshops kämpfen wir gemeinsam darum, Personen in unserem beruflichen oder persönlichen Umfeld zu identifizieren, die sich auf authentische Weise selbst darstellen, indem sie das auf eine absolut integre Weise tun, indem sie natürlich sind und uns nicht aufregen.
Michelle Obama wurde zum Beispiel als Führungspersönlichkeit benannt, die die Fähigkeit der Eigenwerbung verkörpert und sie gut einsetzt.
Meine Vorbilder wären 3 Frauen, die ich wirklich gut kenne. Da sind Katharina Lewald und Susan Hyatt, beide Coaches von mir. Beide Frauen sind sehr unterschiedlich: Katharina seit vielen Jahren megaerfolgreich in Deutschland, dabei aber ruhig und bodenständig. Susan ist ein Garant für Stimmung, sie ist laut, sie ist lustig, sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Beide inspirieren die Menschen mit ihrer Persönlichkeit, sie teilen ihre Erlebnisse und Erfolge auf eine authentische und unnachahmliche Art. Menschen folgen ihnen, sie investieren in sie, sie glauben ihnen und sie möchten, dass sie erfolgreich sind, da sie authentisch sind. Mein drittes Vorbild aus meinem privaten Umfeld ist meine Mutter Helga. Sie hat 4 Kindern das Leben geschenkt, seit ihrem 16 Lebensjahr arbeitet sie und sie hat sich – trotz widrigster Umstände nach dem Krieg und vieler Schicksalsschläge in ihrem Leben – selbst erfunden, sich immer wieder aufgerappelt und selbst motiviert. Sie in ihrem Leben viel erreicht und ist nach wie vor sehr erfolgreich mit der Vermietung von Ferienwohnungen. Im Alter von 70 Jahren hat sie dazu z.B. den Buchungsprozess komplett digitalisiert. Wenn sie jetzt so da sitzt, mit ihrem iPhone und dem iPad, dann ist sie eine echte Inspiration. Und es gibt einen Leitspruch, den meine Mutter stets verwendet: „Ich sag mal so: Das habe ich richtig gut gemacht!“.
Was können wir von Frauen wie diesen als Vorbildern lernen? Ich habe 10 Tipps für dich zusammengestellt, wie du dein Selbstbewusstsein und deine Eigenwerbung stärken kannst, so dass du bereit bist für die nächsten großen Schritte in deinem Business, in deiner Karriere oder einfach, um selbstbewusster und mit mehr Spaß durch dein Leben zu gehen! Lies weiter unten weiter!
Hier sind 10 Tipps zur Entwicklung deiner eigenen Werkzeuge für mehr Selbstpromotion:
- Frage dich: Wer sind deine (weiblichen) Vorbilder in Sachen Werbung in eigener Sache? Wer fällt dir ein? Was beobachtest du? Was schätzt du an ihnen? Was könntest du übernehmen?
- Führe ein Tagebuch. Es kann darin um Dinge gehen, die du wertschätzt, für die du dankbar bist, oder eine Liste sein, warum du bemerkenswert bist. Das regelmäßige Aufschreiben hilft dir, jede Leistung, jeden Meilenstein, und mögen sie auch klein sein, zu verarbeiten und festzuhalten.
- Übe es, laut über deine Leistungen und Erfolge zu sprechen. Vielleicht fängst du vor dem Spiegel an und hörst auf deine Stimme, beobachtest dein Gesicht. Denn wenn du es dir nicht glaubst, wird es auch sonst niemand tun, also übe, mit Überzeugung darüber zu sprechen.
- Erstelle eine tägliche Affirmation oder ein tägliches Mantra, um dich daran zu erinnern, wie bemerkenswert du bist.
- Sprich über deine Leistungen und Erfolge. Erzähle deinem Partner, deiner Partnerin, deinen FreundInnen und deiner Familie, deinen Kollegen davon, damit sie dir helfen können, deine Leistungen anzuerkennen und damit sie dich auch an jeden (Etappen-)Sieg erinnern, den du errungen hast.
- Teile deine Erfolge und Leistungen schriftlich mit der beruflichen Welt: Aktualisiere deinen Lebenslauf, füge deine Erfolge und Leistungen zu deinen Jobprofilen bei XING und/oder LinkedIn hinzu.
- Nutze dein Netzwerk und baue es weiter aus. Vernetze dich mit diesen Menschen auf XING und / oder LinkedIn. Lasse dir Empfehlungen schreiben und auch Kenntnisse bestätigen, wie es ist, mit dir zu arbeiten, um deine Erfolge auch hier zu verstärken. Nutze selbst die Macht der Empfehlung und unterstütze andere auf ihrem Weg.
- Bilde ein Team mit einer Person deines Vertrauens im Job und wende die sogenannte „Shine-Theorie“* in Meetings an, um euch gegenseitig ins rechte Licht zu rücken, z. B. in Meetings.
- Höre zu, ohne zu urteilen, und feiere die Leistungen von anderen. Sei ein Vorbild dafür, wie man auf natürliche und authentische Weise erfolgreich und stolz sein kann.
- Frage dich selbst und andere: „Warum bist ich bemerkenswert?“ Beantworte dies für deine Freundinnen, sprich mit ihnen darüber.
Wir sind alle bemerkenswerte Personen, aber wir müssen uns selbst und andere regelmäßig daran erinnern.
In den letzten 2 Jahren der Pandemie haben wir individuell und gemeinsam so viel erreicht, wir sind gewachsen und haben unsere Komfortzonen verlassen, wir haben uns Herausforderungen gestellt und Chancen ergriffen. Ich möchte dich ermutigen, eine Liste mit Dingen zu erstellen, an die du dich erinnern möchtest und die du feiern solltest, wenn du auf diese verrückte Zeit zurückblickst. Verinnerliche, was du alles erreicht hast in dieser Zeit, was du Neues gelernt hast, was du über dich gelernt hast in diesem absoluten Ausnahmezustand. Denn wir kehren jetzt zurück in eine neue „Normalität“ (falls man aktuell davon sprechen kann), und schon bald wird es uns alles nicht mehr wichtig erscheinen.
Ich bin bemerkenswert, weil… ich seit fast 20 Jahren keinen Alkohol mehr trinken muss.
Ich bin bemerkenswert, weil… ich seit mehr als 12 Jahren erfolgreich in meinem Traumjob als Coach arbeite – in einem Job, wo jeder immer als erstes fragt: „Kann man davon leben?“.
Ich bin bemerkenswert, weil … ich nach einem Burnout nicht zugelassen habe, dass mein Scheitern, meine Stressgrenzen mich definieren.
Ich bin bemerkenswert, weil… ich den Lockdown als Mutter und Selbständige mental überlebt habe. Auch wenn ich an manchen Tagen zwischen Homeschooling und Arbeit gedacht habe, ich schaff das nicht.
Ich bin bemerkenswert, weil… ich immer wieder Dinge tue außerhalb meiner Komfortzone: Ich habe Höhenangst, und gehe trotzdem regelmäßig klettern. Einfach, weil es mir Spaß macht.
Ich bin bemerkenswert, weil … ich gelernt habe, mich selbst zu lieben – mit allen Fehlern. Mit allen Unzulänglichkeiten. Mit allen wunderbaren Eigenschaften, die ich habe.
Wenn eine dieser Aussagen dich veranlasst hat, zu denken: „Sie ist so eine Angeberin“, oder mich als unsympathisch zu beurteilen, sagt das mehr über dich aus als über mich. Das ist ok, du kannst das so sehen. Aber ich gebe nicht an, ich prahle nicht, ich sage nur die Wahrheit.
“Be genuine. Be remarkable. Be worth connecting with”.
Seth Godin
Ich weiß, dass ich authentisch, bemerkenswert und eine Verbindung wert bin. Ich glaube das.
Wenn das für dich nicht so sein sollte, dann ist das ok für mich. Die einzige Person, die ich beeindrucken muss, mit der ich glücklich sein und von der ich gemocht werden muss, die bin ich selbst.
Wir befinden uns auf einer Reise zu uns selbst, während wir unsere eigenen Glaubenssätze erforschen. Es ist ein Prozess, den wir gemeinsam lernen können, wenn wir entdecken, dass es viele Dinge in unserem Leben gibt, die es wert sind, gefeiert zu werden, und wenn wir erkennen, dass wir viel mehr erreicht haben, als wir uns selbst zugetraut haben. Und wenn wir erkennen, dass wir die einzige Person sind, mit der wir konkurrieren oder uns vergleichen sollten. Wir selbst, nicht die anderen. Wir mit der Person, die wir einmal waren.
Wir sind alle bemerkenswert, wir alle verdienen Aufmerksamkeit, wir müssen uns nur immer wieder daran erinnern!
Alles Liebe,
Deine Sandra
Informiere dich hier über die Initiative #IamRemarkable von Google. Es lohnt sich.
*Ann Friedman hat die Shine-Theorie entwickelt. Es geht darum, dass Frauen sehr viel mehr davon profitieren, wenn sie sich gegenseitig unterstützen, als um Anerkennung, Lob und Erfolge zu wetteifern. Statt erfolgreiche oder einflussreiche Frauen als Konkurrenz zu sehen, sollten Frauen sich lieber mit diesen zusammentun – zum Vorteil aller. „Dich selbst mit den besten Leuten zu umgeben lässt dich im Vergleich nicht schlechter aussehen. Es macht dich besser. Selbstbewusstsein ist ansteckend“, so Friedman.